Eigentlich war alles angerichtet für eine große Fan-Party an der Hafenstraße. Rot-Weiss Essen hat gegen Erzgebirge Aue am Freitagabend den ersten Saisonsieg eingefahren und die Partie vor 16.070 Zuschauern mit 2:1 (1:0) gewonnen. Doch wenige Minuten nach dem Abpfiff sprach kaum jemand mehr über die Geschehnisse auf dem Rasen, sondern über eine andere Situation.
Was war passiert? Die Mannschaft machte sich auf den Weg in Richtung Westkurve, blieb dann aber vor dem Sechzehner stehen. Anstatt mit den Fans die obligatorische "Welle" zu machen und sich ausgiebig für den Sieg feiern zu lassen, liefen die Spieler weiter zur Rahn-Tribüne, um dann anschließend in den Katakomben zu verschwinden. Unmut und Unverständnis machte sich breit im Essener Fanlager und die Mannschaft erntete laute Pfiffe. Der Grund für diese Aktion waren handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen einzelnen RWE-Fangruppen auf einem Autobahn-Rasthof nach dem Spiel in Bayreuth. Die Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt auf dem gleichen Rastplatz und wurde Augenzeuge.
Wenn es so rübergekommen ist, dass die Spieler damit die Fans bestrafen wollen, dann sage ich als Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen - Sorry! Das war so nicht gemeint.
Marcus Uhlig.
RWE-Boss Marcus Uhlig nahm nach dem 2:1-Sieg gegen Aue zu den Geschehnissen Stellung: "Es ist einfach eine beschissene Situation. Wir haben in dieser Woche schon ein Statement rausgegeben und formuliert, was wir davon denken. Die Mannschaft stand zufälligerweise mit dem Bus auf diesem Rastplatz. Das macht was mit einem. Es ist nicht normal, dass eine Profi-Fußballmannschaft nach einem Auswärtsspiel Zeuge einer Attacke von einer Fangruppe gegen eine andere Fangruppe des eigenen Vereins wird.
Was ist jetzt passiert? Wir haben endlich den ersten Dreier geholt und dann relativ viel Unverständnis erlebt, warum die Mannschaft nicht richtig gefeiert hat. Wenn es so rübergekommen ist, dass die Spieler damit die Fans bestrafen wollen, dann sage ich als Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen - Sorry! Das war so nicht gemeint. Diese Reaktion wurde nicht von oben angeordnet, sondern es war ein Bedürfnis der Mannschaft, dass man nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen kann. Damit sollte niemand bestraft werden. Die Mannschaft ist dann nach wenigen Minuten zurück zu den Fans gegangen und hat sich dem Dialog gestellt."
Wir müssen uns viel zu oft mit solchen Scheiß-Themen beschäftigen. Das kotzt mich an! Wir wollten eine Botschaft senden, aber trotzdem alle anderen nicht bestrafen.
Der RWE-Boss bezieht Stellung.
Dass nach dem ersten Saisondreier jetzt nicht der sportliche Aspekt im Vordergrund stand, ärgerte den 51-jährigen Uhlig: "Wir müssen uns viel zu oft mit solchen Scheiß-Themen beschäftigen. Das kotzt mich an! Wir wollten eine Botschaft senden, aber trotzdem alle anderen nicht bestrafen. Es sollten nicht die Falschen bestraft werden. Das ist ein ganz schmaler Grat. Ich habe höchsten Respekt vor der Mannschaft."